Geschichte der MGO
Stand 1999 - zum 75 jährigen Jubiläum
Da die MGO seit nun mehr als 75 Jahren besteht gibt es einiges interessantes aus alter Zeit zu berichten. Lesen sie selbst:
Die Vorgeschichte ca. 1860-1924
Die Einwohner von Oberiberg waren seit jeher ein musikalisches Volk. Die Gründung der ersten Musikgesellschaft erfolgte zwischen 1860 und 1870. Die eifrige Schar nannte sich "Stini Musig" und spielte vor allem Tanzmusik, aber sie umrahmte auch kirchliche und weltliche Anlässe. In den Kantonen Schwyz, Zürich, und Zug war die "Stini Musig" sehr gefragt. Der Name "Stini" kommt von Augustin, denn so hiess der Vater von Johann Josef Jonas Holdener, welcher als Gründer der "Stini Musig" wirkte.
Der "Stini vom Tschalun" war Musikant mit Leib und Seele. Als Beruf setzte er in seinem Familienbüchlein Musiker ein. Er war es auch, der die Zopfmusik dirigierte. Dies war bereits der Zweite Musikverein, welcher in Oberiberg gegründet wurde.
Josef Holdener wurde im Jahre 1837 in Oberiberg geboren. 1865 heiratete er Verena Barbara geborene Marty, mit welcher er 15 Kinder gross zog. Zwei Jahre nach ihrer goldenen Hochzeit starb Josef Holdener im Alter von 80 Jahren am 17. November 1917. Nach dem Tod von "Stini" erlahmte der Eifer seiner Mitmusikanten zusehens, bis 1924 die bis heute bestehende Musikgesellschaft Oberiberg gegründet wurde.
Die Jahre 1924-1950 der Musikgesellschaft Oberiberg
Am 30. November 1924 gründeten auf Initiative von Johann Babtist Reichmuth (Lehrer) 16 Herren die Musikgesellschaft Oberiberg. Einige Mitglieder des alten "Musikvereins" sowie weitere Musikbegeisterte trafen sich im Schulhaus, um die Musikgesellschaft Oberiberg zu gründen.
Es waren dies: J.B. Reichmuth, Dirigent; Martin Holdener, Schlüssel, Präsident; Franz Hubli, Posthalter; Karl Marty, Dorfschmied; Dominik und Josef Holdener, Tschalun; Xaver Holdener, Gemeindeschreiber; Arnold Holdener, Schuhmachermeister; Johann und Josef Hubli, Moos; Josef Fässler, Michelmatt; Josef und Maurus Marty, Altersmatt; Franz Hubli, Schlössli; Hermann Hubli, Bergli; Fridolin Holdener, Neuseewen.
Durch einen Verwandten im Kanton Luzern erfuhr man, dass die Eisenbahnmusik Sursee liquidiert werde. So gelang es der Musikgesellschaft, einige wichtige Instrumente preiswert zu erwerben.
Bereits 1926 entschied man sich, im September einen Vereinsausflug zu organisieren. Die Reise führte die trinkfreudige Musikantenschar nach Weggis. Aus dem Jahresbericht des Dirigenten J.B. Reichmuth ist zu vernehmen: "Wir sitzen so fröhlich beisammen bei Weihn, Musik, Tanz und Gesang und das bis gegen die Polizeistunde."
In den folgenden Jahren stieg die Tätigkeit des Vereins stets an. Ausser dem musikalischen Wirken unter dem Jahr führte man immer wieder verschiedene Anlässe durch. Der Verein organisierte Konzerte, Unterhaltungsabende, Jassturniere, Kurkonzerte, ja sogar ein Musik-Maskenball fand im Posthotel statt.
Während des 2. Weltkrieges wurde beim beliebten Dorfverein auf Sparflamme umgestellt. Die Ständchen und Proben besuchte man so gut es eben ging. Zudem fand in den Jahren 1940, 1941, 1943 und 1944 auch keine Generalversammlung statt. Im Sommer 1945 starb der langjährige Dirigent und Gründer J. B. Reichmuth. Er stellte sich der Musikgesellschaft insgesamt während 16 Jahren als Dirigent zu Verfügung.
Im engsten Kreis feierten die Oberiberger Musikanten an der Generalversammlung 1949 im Restaurant Schlüssel ihr 25-jähriges Bestehen. Von den 16 Gründungsmitgliedern spielten beim Jubiläum noch sieben Männer im Verein mit. Der Präsident Karl Marty eröffnete die Generalversammlung mit dem Wunsch: «Die Musikgesellschaft Oberiberg möge nochmals 25 Jahre lang blühen und gedeihen.»
Die Jahre 1950-1973 mit Dirigent Alois Kälin


An der 26. Generalversammlung der Musikgesellschaft Oberiberg vom 13. Dezember 1950 trat der bisherige Dirigent Bruno Näf aus dem Verein aus.
Als neuer Dirigent wählte die Versammlung Alois Kälin (Lehrer). Er trat das Amt ohne grosse Freude an, hätte er doch lieber mit den 13 Kollegen mitgespielt.
In den folgenden Jahren schenkte man der Förderung junger Musikanten grosse Beachtung. So führten 1954 Alois Kälin und Paul Reichmuth (Guggern) nicht weniger als 48 Proben für die Junioren durch.
Die Einnahmen des Vereins stiegen stetig an. Als man gegen die Fr. 2000.-- Einnahmen verzeichnete, entschloss man sich, die erste «Uniform» in Form von weissen Hirthemden anzuschaffen.
Der Gedanke, an Allerheiligen auf dem Friedhof unseren Toten zu gedenken, wurde im Jahre 1962 verwirklicht und bis heute gepflegt.
Im Jahre 1964 trat das letzte Gründungsmitglied, Karl Marty (s'Wernis Kari) aus dem Verein aus.
Als sehr intensive Vereinsjahre dürfen 1965/66 bezeichnet werden. Im Januar 1965 wurde zum ersten Mal der Unterhaltungsabend, wie wir ihn heute noch kennen, im Hotel Roggenstock und im Posthotel durchgeführt. Jetzt war es finanziell zu verantworten, eine Neuinstrumentierung durchzuführen. Am Weissen Sonntag 1966 spielten die Oberiberger Musikanten zum ersten Mal mit den neuen Instrumenten auf. Damit man die Instrumente bar bezahlen konnte, zahlte jedes Mitglied Fr. 100.- in die Vereinskasse. Das Geld wurde den Musikanten, sobald es die Kasse erlaubte, zurückbezahlt. In den 60er Jahren stiegen die Zusammenkünfte auf 60 bis 75 mal pro Jahr an. Auch nahm der Verein immer öfter an auswärtigen Anlässen teil.
Zwischen den Jahren 1969 bis 1972 wurde der Verein vom Reisefieber gepackt. Der Vorstand organisierte Ausflüge nach Innsbruck, München und Salzburg. Dies war sicherlich den Einnahmen des Unterhaltungsabends zu verdanken, welcher nun fest ins Jahresprogramm gehörte.
Rechts: Vom Hotel Kreid gägem Auto zuä, bruchts mär wärdli keini Schuä... Badi und Profi in voller Aktion. Diese Aufnahme stammt von einem Ausflug nach Innsbruck vom 4.-5. Mai 1969
Im Februar 1973 trat Alois Kälin nach 23-jähriger Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen als Dirigent zurück. Mit ihm ging eine sehr erfolgreiche Epoche der Musikgesellschaft Oberiberg zu Ende. So meint Alois heute: «Rückblickend jedoch zeigt die erfreuliche Entwicklung sowohl in musikalischer wie finanzieller Hinsicht, dass man bei eigener intensiver Einarbeitung und tatkräftiger unterstützung durch liebe Musikkameraden höhere Ziele erreichen kann.»
Die Jahre 1973-1980 mit Dirigent Sepp Ochsner
Als 22-jähriger Militärtrompeter ohne Dirigentenkurse war es für Sepp Ochsner eine grosse Herausforderung, die Musikge-sellschaft Oberiberg zu übernehmen. Bald merkte er, dass die Musikanten Freude an der Musik hatten und ihm die nötige Unterstützung gaben, den Musikverein zu erhalten und musikalisch vorwärts zu bringen. Er übernahm den Verein in Harmoniebesetzung, mit Ausnahme des Sopransaxophons und des Sousaphons.
Im Herbst 1973 trat die Musikgesellschaft dem Schwyzer Kantonalen Musikverband bei. Im darauffolgenden Jahr feierte der Dorfverein sein 50-jähriges Bestehen. Das Fest wurde durch zahlreiche Musikvereine umrahmt und als Höhepunkt weihte Pfarrer Josef Mathys das erste Vereinsbanner unseres Vereins.
Die Musikgesellschaft Oberiberg war bekannt für viele kleine Ständchen, die spontan durch Musikanten organisiert wurden. So war der Kontakt mit den Ferienhausbesitzern sehr eng und nicht umsonst sagte Sepp's Schwiegervater hie und da: «Sicher müsst ihr heute einen "Dachhängel" einweihen.» Dieser Kontakt mit den Ferienleuten führte auch dazu, dass die Musikgesellschaft nach Zürich, oder irgendwo ins Unterland aufgeboten wurde. So durfte man im Jahre 1977 bei einem Marschmusikumzug mit Topbesetzung mitmarschieren. Die Reihenfolge dieses Umzuges lautete: Stadtmusik Zürich, Kantonspolizeimusik Zürich, Musikgesellschaft Oberiberg, Stadtpolizeimusik Zürich und Hafenschutzpolizeimusik Hamburg. Beim Kontermarsch auf der Limmatbrücke und beim Gesamtchor schlug sicher so manches Oberiberger Musikantenherz höher. Beim Gesamtchor an diesem unvergesslichen Samstag liess es sich Sepp nicht nehmen, den Sechseläutemarsch zu dirigieren. Als Abschluss ihres Aufenthaltes in der Schweiz gastierten die Musikanten aus Hamburg in Oberiberg und das natürlich bei Bilderbuchwetter.
links: Älplerchilbi im Drusbergblick Hoch-Ybrig 1974
mitte: "Dr Bärädi" war für viele frohe Stunden unter den Musikanten besorgt
rechts: Die MGO beim Umzug anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums
Während der Amtszeit von Sepp Ochsner reiste die Musikgesellschaft Oberiberg nicht weniger als dreimal ins Ausland. Das Schwyzerörgeli von Bärädi durfte natürlich auf keinem Ausflug fehlen. Ebenso wurde auch bei keinem Auslandaufenthalt auf die Marschmusik verzichtet, sei es durch die Drosselgasse in Rüdesheim oder über den stark befahrenen Postplatz in Ulm.
Als trauriger Tag geht der 27. September 1977 in die Vereinsgeschichte ein. An diesem Tag starb das Aktivmitglied Hanspeter Lagler durch einen tragischen Unfall.
Im Jahre 1980 nahm die Musikgesellschaft Oberiberg zum ersten Mal an einem Landmusiktag in Euthal teil.
Als Höhepunkte der Dirigentenjahre von Sepp Ochsner dürfen sicher die alljährlichen Konzerte im Posthotel bezeichnet werden. Etwas Einmaliges war immer auch das Mitmarschieren am Nachtumzug der Räbächilbi in Richterswil. Da Sepp das Dirigentenamt in Unteriberg übernahm, trat er an der Generalversammlung 1980 als Dirigent der Musikgesellschaft Oberiberg zurück.
Die Jahre 1980-1999 mit Dirigent Armin Marty
An der Generalversammlung vom 30. November 1980 im Restaurant Schlüssel Oberiberg wurde als Nachfolger für den abtretenden Dirigent Sepp Ochsner der 21-jährige, aus Unteriberg stammende, Armin Marty als musikalischer Leiter gewählt. Diese Wahl war als Übergangslösung gedacht, weil zum damaligen Zeitpunkt der für das Dirigentenamt vorgesehene Thomas Kälin, Sohn von Ehrendirigent Alois Kälin, noch in der Ausbildung im Lehrerseminar Rickenbach war. Mit dem jungen musikalischen Leiter Armin Marty wurde in der Musikgesellschaft ein neues Jahrzehnt in Angriff genommen. Wie schon in den früheren Jahren war es Sache des Dirigenten, sich für die Ausbildung von Jungmusikanten Zeit zu nehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Musikgesellschaft Oberiberg eine reine Männergemeinschaft. Ob es am jungen Dirigenten lag, dass sich bei der ersten Umfrage unter den Jugendlichen in Oberiberg für die Ausbildung zum Musikanten neben zwei Knaben auf einen Schlag drei Mädchen meldeten, ist heute nicht mehr festzustellen.
Am 24. November 1984, anlässlich der General-versammlung konnten gleich fünf Jungmusikanten, darunter erfreulicherweise zwei Mädchen, in den Verein aufgenommen werden.
Somit war die Männerdomäne in der Musikge-sellschaft Oberiberg gebrochen. Als 1983 die Musikschule Ybrig gegründet wurde, überliess man die Ausbildung von Jungmusikanten dieser Institution, die sich bis heute bewährt hat und die musikalische Ausbildung der jungen Ybriger mit grossem Erfolg betreibt.
Rechts: Susi Reichmuth und Jolanda Reichmuth: "Was meinsch fis odar cis?" Diese Aufnahme stammt vom Landmusiktag 1988 in Egg
Unterhaltungsabend
Der unter den Einheimischen und Gästen bekannte und beliebte Unterhaltungsabend wurde tratidionsgemäss bis 1987 im Saal vom Posthotel abgehalten. Ab 1988 war klar, dass der Posthotelsaal für diesen beliebten Anlass zu klein und zu unpraktisch war, da unter der neuen musikalischen Leitung die Präsentation der Musikstücke allmählich mit Showelementen versehen wurde. Am 30. Januar 1988 wurde der Unterhaltungsabend zum ersten Mal in der Mehrzweckhalle Moos durchgeführt und man war allgemein gespannt, wie diese Neuerung beim Publikum wie auch bei den Aktiven ankommt. Bereits der erste Unterhaltungsabend in der Mehrzweckhalle zeigte, dass es für das Publikum wie auch für die Aktiven in den neuen Räumlichkeiten viel angenehmer war. Die Präsentation des gesamten Unterhaltungsabends kam in der Mehrzweckhalle besser zur Geltung. Die Musikgesellschaft Oberiberg veränderte sich auch vom Besetzungstyp her. Was 1980 noch mehr oder weniger als reine Blechbesetzung auftrat, wandelte sich in den folgenden Jahren zu einer recht ausgeglichenen Harmoniebesetzung.
Dass die etlichen Neuerungen und Änderungen, die ein «neuer Besen» natürlich einführen will, nicht immer auf fruchtbaren Boden unter den Aktiven gefallen sind, versteht sich sicher von selbst. Auch wenn es deswegen vor allem am Anfang hie und da zu Meinungsverschiedenheiten kam, konnte doch durch Gespräche und Nachgeben von der einen oder anderen Seite immer wieder eine gemeinsame Marschrichtung gefunden werden. Den höchsten Mitgliederbestand in der Geschichte der Musikgesellschaft wurde 1995 mit 41 Aktiven erreicht.
Seit 1980 hat die Musikgesellschaft in Abständen von zwei bis fünf Jahren auch immer wieder Ausflüge in der Schweiz oder im nahen Ausland unternommen. Diese Ausflüge waren allemal ein Erlebnis und haben den Kameradschaftsgeist in der Musikgesellschaft Oberiberg jedesmal von neuem gestärkt.
Ab dem Jahr 1980 hat die Musikgesellschaft Oberiberg auch immer an dem alle zwei Jahre stattfindenden Landmusiktag, der unter den Viertelsvereinen von Einsiedeln plus Unteriberg und Oberiberg ausgetragen wird, teilgenommen. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich die Musikgesellschaft in all den Jahren bei diesem Wettstreit von der musikalischen Qualität her kontinuierlich verbessert hat und am Landmusiktag 1998 in Unteriberg sehr gut bewertet wurde.
Zu jener Zeit zählte die Musikgesellschaft Oberiberg 31 Aktivmitglieder und war als Harmoniebesetzung im Bereich der Holzblasinstrumenten leicht unterbesetzt. Einen Meilenstein in ihrer Vereinsgeschichte wird die Musikgesellschaft Oberiberg im Jahre 2000 mit der erstmaligen Teilnahme am Kantonalen Musikfest in Goldau setzen. Es bleibt zu hoffen, dass sich trotz der grossen Freizeitangebote in der heutigen Zeit weiterhin Idealisten jeden Alters zur Erhaltung des schönen, aber auch aufwendigen Hobbys der Blasmusik einsetzen.
Autoren
Die MGO dankt Nauer Oskar, Marty Armin, Kälin Alois sen., Ochsner Sepp, Giger Manfred und Nauer Christa welche den Text anlässlich des 75 Jahre Jubläums der Musikgesellschaft Oberiberg verfasst haben.